Partizipation – Mehrsprachigkeit – Digitalisierung: Neue Ansätze für zukunftsfähiges Sprachenlernen – Ein Rückblick

Haupttagung  der ÖGSD

26.-27. September 2024

Tagungsrückblicke als pdf

Partizipation – Mehrsprachigkeit – Digitalisierung: Neue Ansätze für zukunftsfähiges Sprachenlernen

 

Wir blicken auf die 12. ÖGSD-Haupttagung in Salzburg zurück, die am 26. und 27. September 2024 an der Universität Salzburg stattfand. Die beiden stellvertretenden Obfrauen der ÖGSD haben dazu ihre Eindrücke zur Tagung in kurzen Texten zusammengefasst. 


Tagungsrückblick 1

Die ÖGSD-Haupttagung zum Thema „Partizipation – Mehrsprachigkeit – Digitalisierung: Neue Ansätze für zukunftsfähiges Sprachenlernen” fand von 26. bis 27. September 2024 an der Universität Salzburg statt und konnte dank einer gelungenen Organisation viel Raum für wissenschaftlichen und praxisorientierten Austausch zu diesen Themen bieten. Ich möchte hier als stellvertretende Obfrau der Gesellschaft ein knappes Resümee ziehen.

Mitunter entwickeln Veranstaltungen ein Eigenleben fern der ursprünglichen Intentionen ihrer tragenden Vereine; es freut mich sehr, dass dies bei dieser Veranstaltung nicht so war und alle Anliegen der Österreichischen Gesellschaft für Sprachendidaktik sichtbar waren. Was den Kern der ÖGSD betrifft, so zeigte sich die Breite der Sprachendidaktik(en) schon in den exzellenten Keynotes. Mit einem Fokus auf dem Potential KI-gestützter didaktischer Anwendungen, die auf einer fundierten sprachlichen Analyse von Schüler*innentexten beruhen, wurde bei Detmar Meurers Vortrag dem Sprachlernaspekt unserer Disziplin Rechnung getragen. Von Giuseppe Manno konnte der Aspekt der sprachpolitischen, curricularen Arbeit in Bezug auf Mehrsprachendidaktik anhand des Schweizer Beispiels bestens dargestellt und die Rolle der begleitenden Wirksamkeitsforschung unterstrichen werden. Heike Roll fokussierte die Rolle außerschulischer, v.a. musealer, Lernorte und bot so einen eindrücklichen Einblick in die Komplexität der holistischen Sprachlernerfahrungen von Kindern und Jugendlichen. Diese konzeptuelle und methodische Vielfalt fand sich auch in den Einzelbeiträgen wieder und wurde durch eine Reihe an Workshops, die sich explizit an Fremdsprachenlehrende richteten, ergänzt. Letztere boten ein Dialogforum zwischen Praktiker*innen und Forscher*innen, um eine forschungsgeleitete Praxis und eine praxisorientierte Forschung zu gewährleisten. Einend war allen Beiträgen, dass stets Forschung mit Augenmerk auf die unterrichtliche Realität des Sprachenlernens thematisiert wurde.

Das Anliegen der ÖGSD eine österreichische Fachgesellschaft zu sein, wurde durch die Anwesenheit von Vertreter*innen (fast) aller Standorte der Sprachlehrer*innenbildung abgebildet, die trotz hochwasserbedingter Reiseeinschränkungen den Weg nach Salzburg finden konnten. Der Wert einer wissenschaftlichen Gesellschaft liegt allerdings sicherlich auch im Austausch über die eigenen Landesgrenzen hinweg und so ist es erfreulich, dass diese Tagung einer nationalen Gesellschaft ein reges Interesse bei Forscher*innen unserer Nachbarländer Deutschland, Schweiz und Italien geweckt hat.

Ich danke den Organisator*innen sehr herzlich für ihren Einsatz und ihre harte Arbeit, die diese Tagung sowohl inhaltlich wie auch sozial und kulinarisch zu einem so großen Erfolg gemacht haben.

Julia Hüttner
Stellvertretende Obfrau ÖGSD, Universität Wien



Tagungsrückblick 2

Im Nachgang zur 12. ÖGSD-Haupttagung zum Thema “Partizipation – Mehrsprachigkeit – Digitalisierung: Neue Ansätze für ein zukunftsfähiges Sprachenlernen” an der Universität Salzburg möchte ich mich als stellvertretende Obfrau herzlich für die hervorragende Organisation bedanken und ein inhaltliches Fazit ziehen.

Die Verbindung der Tagungsthemen Partizipation, Mehrsprachigkeit und Digitalisierung eröffnet neue Perspektiven für den Sprachenunterricht der Zukunft. Sprache bildet hierbei die Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe, während Mehrsprachigkeit diese Teilhabe auf vielfältige Weise erweitert. Die Digitalisierung bietet zudem das Potenzial, Partizipation weiter zu ermöglichen – oder zumindest die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Doch die Frage, wer tatsächlich an dieser Partizipation teilhaben kann, bleibt weiterhin kritisch zu betrachten.

Partizipation
Die Diskussion um Partizipation zieht sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche, sei es in der Schule, an der Universität oder in der Forschung. Der ‘Elfenbeinturm’ der Wissenschaft beginnt zu bröckeln und der wissenschaftliche Diskurs öffnet sich zunehmend für die Gesellschaft. Insbesondere in der Forschung wird mehr Wert auf Partizipation gelegt, wobei nicht nur Daten erhoben, sondern auch Lehrpersonen und die Gesellschaft als Ganzes in die Forschungsprozesse eingebunden werden. Diese partizipative Öffnung ist nicht auf den europäischen Kontext beschränkt. Ein wachsendes Bewusstsein für globale Perspektiven prägt den wissenschaftlichen Austausch zunehmend. Projekte der Europäischen Union bieten zudem eine Plattform, um die Grenzen zu überwinden und gemeinsam Konzepte für einen zukunftsfähigen, forschungsbasierten Sprachenunterricht zu entwickeln.

Mehrsprachigkeit
Die Auseinandersetzung mit Mehrsprachigkeit hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Der monolinguale Habitus wird zunehmend durch eine Anerkennung von sprachlicher Vielfalt und einem breiteren Sprachenrepertoire abgelöst. Dennoch bleibt die Umsetzung mehrsprachigkeitsdidaktischer Ansätze in der Praxis eine Herausforderung. Vor allem Zeitmangel und zu gering wahrgenommene Kompetenz tragen dazu bei, dass diese Ansätze nur zögerlich Einzug in den Unterricht halten. Ein zukunftsorientierter Fremdsprachenunterricht muss nicht nur die sogenannte lebensweltliche Mehrsprachigkeit stärker berücksichtigen, sondern auch den Lehrpersonen verdeutlichen, dass sie nicht alle Sprachen beherrschen müssen, sondern vorhandene Ressourcen der Lernenden nutzen können und sollen.

Digitalisierung
Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten der Partizipation, bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Die Frage, wer tatsächlich an der digitalen Teilhabe partizipieren kann, wird von sozioökonomischen und machtstrukturellen Faktoren beeinflusst. Digitale Bildung, insbesondere im Kontext der Sprachenvermittlung, erfordert den Zugang zu entsprechender Hardware und die Kompetenz, digitale Werkzeuge souverän zu nutzen. In diesem Zusammenhang wird Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend zu einem zentralen Thema, insbesondere seit dem Aufkommen von ChatGPT am 30.11.2022. Es zeigt sich, dass es große Unterschiede in der digitalen Kompetenz und im Selbstvertrauen im Umgang mit digitalen Medien gibt. Ein reflexiver, kritischer Umgang mit digitalen Informationen wird immer wichtiger, um Fake News und wissenschaftsfeindlichen Tendenzen entgegenzuwirken.

Die Zukunft des Sprachenlernens muss diese drei zentralen Aspekte – Partizipation, Mehrsprachigkeit und Digitalisierung – integrativ zusammenführen und gleichzeitig die bestehenden Herausforderungen anerkennen. Es bedarf einer ständigen Reflexion über die Bedingungen und Möglichkeiten der Teilhabe, über die konkreten Rahmenbedingungen für den Einsatz mehrsprachiger Ansätze im Unterricht und über die digitale Bildung, die allen Lernenden zugänglich sein sollte. Nur durch die bewusste Verknüpfung dieser Dimensionen kann ein zukunftsfähiger, gerechter und inklusiver Fremdsprachenunterricht gestaltet werden.

Eva Maria Hirzinger-Unterrainer
Stellvertretende Obfrau ÖGSD, Universität Innsbruck


Einige Eindrücke von der Konferenz

                


 

Tagungsplakat und Programmübersicht

             

         Tagungsplakat zum Ausdrucken

Tagungsinformationen mit Programmüberblick und Abstracts

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    Organisationsteam des ÖGSD Vorstands

    Julia Hargaßner, Ramona  Holub, Markus Oppolzer, Michaela Rückl (alle Universität Salzburg),
    Manuela Schlick, Karen Schramm (beide Universität Wien)