14. Nachwuchstagung der ÖGSD: Sprachendidaktik im Dialog

14. Nachwuchstagung der Österreichischen Gesellschaft für Sprachendidaktik (ÖGSD): Sprachendidaktik im Dialog

 

Tagungsbericht
Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der vergangenen Jahre konnte die 14. Nachwuchstagung der Österreichischen Gesellschaft für Sprachendidaktik (ÖGSD) am 5. und 6. Mai 2023 wieder in Präsenz stattfinden. Gastgeberin war das Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Klagenfurt. Unser allerherzlichster Dank gilt der Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften, der School of Education, dem Universitätsbund und dem Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Klagenfurt für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten und den kulinarischen Empfang. Besonderer Dank gilt Carmen Amerstorfer, die mit Unterstützung von Daniela Werdnig und Aleksei Gavrilov nicht nur die Durchführung dieser Veranstaltung übernommen haben, sondern auch die Tagungskorrespondenz.
Ziel der jährlich stattfindenden Nachwuchstagungen der ÖGSD, die auch für Mitglieder der Partnerinstitutionen DGFF und ADLES offen sind, ist es, dem wissenschaftlichen Nachwuchs im Forschungsfeld der Sprachendidaktik ein Präsentationsforum zu bieten und Forschende verschiedener Philologien und Fachdidaktiken sowie der Lehrer:innenbildung, die den Gegenstand Sprache unter didaktisch-methodischer Schwerpunktsetzung untersuchen, miteinander zu vernetzen. Absolvent:innen von Lehramts-, BA- und MA-Studiengängen sowie Dissertant:innen stellten in 14 Vorträ-gen und 7 Posterbeiträgen ihre Forschungsergebnisse zu Fragen des Lehrens und Lernens von Sprachen in unterschiedlichsten Kontexten vor und zur Diskussion. In das Auswahlverfahren der eingereichten Beiträge war das gesamte ÖGSD-Vorstandsteam involviert.

Die 14. Nachwuchstagung wurde durch Carmen Amerstorfer und Michaela Rückl eröffnet. Der angeschlossene interaktive Impulsvortrag zu erfolgreicher Gesprächsführung von Manuela Schlick, der Bezug auf qualitative Erhebungsinstrumente empi-rischer Forschung nahm, führte von Anfang an zu einem regen Austausch, in den alle Teilnehmer:innen involviert waren. Diese grundlegend förderliche Beteiligung prägte auch die Arbeit in den Sektionen und während der Poster-Session, der viel Zeit gewidmet wurde, was von den Beitragenden, die Projekte in der Anfangsphase vorstellten, und Besucher:innen gleichermaßen geschätzt wurde: Zum einen ist Feedback in einer frühen Projektphase besonders wertvoll und hilfreich, zum anderen förderte der poster-walk nicht nur den fachlichen Austausch sondern auch das persönliche Kennenlernen. Die thematisch breit gefächerten Vorträge und Poster-Präsentationen machten die Vielfalt der vorgestellten Forschungsvorhaben transpa-rent und bildeten den dynamischen wissenschaftlichen Diskurs zu aktuellen sprachendidaktischen Fragen sehr gut ab.
Unter dem Titel Psychological aspects in L2 learning and teaching, moderiert von Carmen M. Amerstorfer, stellte Julia Pittenauer ihre mixed-methods-Studie zu Hausübungspraxen im Englischunterricht vor. Elvira Carlotti befasste sich mit L2-Identitäten erwachsener Lerner:innen mit Migrationshintergrund im Nordosten Italiens. Sprache und Identität standen auch im Fokus des Beitrags von Anna Schöfberger, der einen diesbezüglichen Einblick in die Lehrer:innenausbildung gab. In der Sektion Sprachentwicklung im Erstsprachenunterricht, moderiert von Michaela Rückl, erläuterte Caren Brendel anhand einer qualitativen Untersuchung die (De-)Konstruktion von Geschlecht im universitären Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht, während Johanna Campean eine Interventionsstudie zur Rolle von Nomen, Verben und Adjektiven in der Orientierungsstufe vorstellte und Paulina Wagner über die Unterstützung individueller sprachlicher Entwicklung an französischen Ganztagsschulen sprach. Code mixing und mnemonics standen im Fokus der von Julia Hargaßner moderierten Sektion. Hier erörterte Yevheniia Lytvyshko die Bedeutung von Sprachbiographien für die Untersuchung der Praxen von mixed-code Sprecher:innen, während Anna Moravskaya ihre experimentelle Studie zum Einsatz von story mnemonic im fremdsprachigen Grammatikunterricht vorstellte. Die Beiträge zu Wortschatz und Lesen in DAF/DAZ, moderiert von Markus Oppolzer, befassten sich mit dem Einfluss von extensivem Lesen auf die Lesemotivation und die Leseeinstellung von Schüler:innen beim Erwerb einer lebenden Fremdsprache. Katharina Mitter verglich dazu erste Ergebnisse von Erhebungen an einem österreichischen und einem spanischen Gymnasium. Johannes Gereons stellte hingegen erste quantitative Analyseergebnisse zum Aufbau von rezeptivem Wortschatz und Leseverstehen bei Deutschlernenden der Niveaustufen B2 und C1 vor. Das Thema Global Citizenship und Diversität wurde von Simona Bartoli-Kucher moderiert. Stefanie Faustmann stellte diesbezüglich die Frage, wie Werte vermittelt werden können, und zeigte dabei Perspektiven von Global Citizenship Education für den Fremdsprachenunterricht auf. Stanislava Stanko-vic-Komlenac stellte Mehrsprachigkeit als Ressource im Kontext von Diversity Management in der Schulentwicklung zur Diskussion. In der abschließenden Sektion, die von Manuela Schlick moderiert wurde, ging es um Aspekte des Erstsprachenunterrichts und des kollaborativen Schreibens. Katja Resch erörterte dabei Effekte kollaborativen Schreibens auf die Wortschatzentwicklung, während sich Michaela Gindl mit bildungssprachlichen Aspekten im Erstsprachenunterricht befasste und den Fokus auf Armutsmehrsprachigkeit vs. Mehrwertgenerierung im B/K/M/S-Unterricht in der Sekundarstufe I legte.
Im Rahmen der Postersession wurden unterschiedliche Aspekte von Prüfungsangt behandelt: Manuela Durdevic zeigte, wie neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Emotionsregulierung helfen können, L2-Lernerfahrungen von Schüler:innen im Fremdsprachenunterricht zu optimieren. Lena Kowarik befasste sich mit physischen und psychischen Symptomen von Prüfungsangst beim Fremdsprachenlernen sowie mit Strategien zur Emotionsregulierung. Silvia Lasnik schließlich fokussierte Ängste von Volksschullehrer:innen in Bezug auf ihre Fähigkeiten im Fremdsprachenunterricht Englisch. Weitere Themen waren die Anbahnung interkulturellen Lernens im aktuellen Französisch- und Spanischunterricht (Sira Weber), input-based tasks im schulischen Anfangsunterricht für Italienisch als Fremdsprache (Anna Romano), computerbasiertes kollaboratives Schreiben als Stützverfahren für den Erwerb unpersönlicher syntaktischer Strukturen im Russischunterricht (Elisa Moroni) und innovative, spielerische Aufgabenformate zur Förderung multilingualer Neugierde und intrinsischer Motivation im Fremdsprachenunterricht (Philipp Förster).
Sehr erfreulich ist, dass viele Nachwuchsforscher:innen der abschließenden Einladung, Extended-Abstracts zu ihren Beiträgen einzureichen, gefolgt sind. Die kurzen, konzis formulierten Texte können unter der Rubrik ‚Nachwuchsforschung‘ auf der ÖGSD-Webseite abgerufen werden. Alle aufgenommenen Beiträge haben einen Review- und Editionsprozess durchlaufen und spiegeln das hohe Niveau und breite inhaltlich-methodische Spektrum der jungen sprachendidaktischen Forschungsszene wider, die auch vorangegange Nachwuchstagungen auszeichneten.
Michaela Rückl, ÖGSD-Obfrau im Namen des Organisationsteams Carmen Amerstorfer, Julia Hargaßner, Silvia Rieder-Marschallinger, Manuela Schlick

Den Abstraktband finden Sie hier: